Warum es so schwierig ist, einen Termin zu bekommen
Ein Blick hinter die Kulissen unserer Praxis
Wir verstehen sehr gut, dass es für viele Patientinnen und Patienten frustrierend ist, wenn sie lange auf einen Termin warten müssen oder am Telefon nur schwer durchkommen. Bitte glauben Sie uns: Auch für uns ist das alles andere als zufriedenstellend. Wir möchten Ihnen daher offen erläutern, warum die Terminvergabe in unserer HNO-Praxis heute so schwierig geworden ist – und was das mit dem aktuellen Gesundheitssystem zu tun hat.
Eine Helferin nur fürs Telefon – und trotzdem ständig besetzt
Unser Telefon steht nie still. Täglich erreichen zahlreiche Anrufe – Terminwünsche, Rezeptanfragen, medizinischen Rückfragen und Auskünfte, Überweisungen und vieles mehr. Eine unserer medizinischen Fachangestellten ist ausschließlich mit der Telefonbetreuung beschäftigt und dennoch sind die Leitungen oft belegt. Wir wissen, dass dies Geduld erfordert. Jede Patientin und jeder Patient, der am Telefon spricht erhält unsere volle Aufmerksamkeit.
Immer weniger HNO-Ärztinnen und -Ärzte – bei immer mehr Patienten
In den letzten Jahren hat sich die Zahl der HNO-Fachärzte im Allgäu deutlich verringert. Viele Praxen finden keinen Nachfolger oder geben schlichtweg Ihre Kassenzulassung zurück. Gleichzeitig steigt der Bedarf an fachärztlicher Versorgung durch eine alternde Bevölkerung und der stetigen Zunahme von Patientinnen und Patienten mit chronischen Beschwerden wie Tumorerkrankunten oder Allergien. Das Ergebnis: Immer mehr Menschen müssen von immer weniger Ärztinnen und Ärzten versorgt werden.
Wir erleben das täglich – und versuchen mit größtem persönlichem Einsatz und langen Arbeitstagen diese Versorgungslücke so gut wie möglich zu schließen. Doch das System stößt an seine Grenzen.
Das politische System setzt Praxen unter Druck
Das Gesundheitssystem setzt enge finanzielle und organisatorische Grenzen. Für gesetzlich Versicherte ist die medizinische Versorgung streng budgetiert und dies weitgehend unabhängig von der tatsächlich erbrachten Leistung oder der Anzahl an Behandlungen. Eine Anpassung der Vergütung beispielsweise an die Inflation oder den tatsächlichen Arbeitsaufwand – wie es betriebswirtschaftlich erforderlich wäre – ist nicht möglich. So bleiben trotz steigender Kosten (Personal, Energie, Material, Digitalisierung) die Honorare seit Jahren nahezu gleich oder werden sogar gekürzt. Gleichzeitig wird von uns erwartet, dass wir mehr Menschen in Not in kürzester Zeit behandeln – und das bei gleichbleibender Qualität und Freundlichkeit.
Dieser Wiederspruch führt zu einer immer größeren Belastung – sowohl organisatorisch als auch emotional.
Keine Zweiklassenmedizin – aber wirtschaftliche Realität
Uns ist wichtig zu betonen: In unserer Praxis gibt es keine Zweiklassenmedizin. Jeder Mensch wird bei uns mit der gleichen medizinischen Sorgfalt und Aufmerksamkeit behandelt – unabhängig vom Versicherungsstatus. Dennoch lässt sich nicht leugnen, dass die Abrechnungssysteme zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung sehr unterschiedlich sind.
Privatpatientinnen und -patienten ermöglichen durch ihre Vergütung, dass unsere Praxis überhaupt wirtschaftlich bestehen kann. Dies bedeutet nicht, dass Privatpatienten „bessere“ Medizin erhalten, es führt aber zwangsläufig dazu, dass Termine erreichbarer sind und schneller vergeben werden.
Diese Ungleichheit empfinden wir selbst als ungerecht – doch sie ist eine Folge politischer Entscheidungen, die wir nicht beeinflussen können.
Wir geben jeden Tag unser Bestes
Trotz all dieser Schwierigkeiten arbeiten wir täglich mit vollem Einsatz daran, Sie bestmöglich zu versorgen. Wir strukturieren unsere Abläufe ständig neu, Inverstieren in Digitalisierung, Fortbildung und Organisation, trödeln nicht und versuchen Notfälle und akute Beschwerden immer kurzfristig zu berücksichtigen.
Vielen Dank für Ihr Vertrauen, Ihre Geduld und Ihre Unterstützung.
